Mittwoch, 7. Mai 2014

Programm der Joseph Roth Tagung in Paris


Information der Internationalen Joseph Roth Gesellschaft zur Tagung in Paris
 

Joseph Roth: Städtebilder

Les villes de Joseph Roth, images et impressions

Donnerstag 29., Freitag 30., Samstag 31. Mai 2014

Das Heinrich Heine-Haus in der Cité Internationale Universitaire de Paris lädt zu einer literarischen Veranstaltung zum 75. Todestag und zum 120. Geburtstag Joseph Roths (1894 Brody - Paris 1939), gemeinsam organisiert von der Internationalen Joseph Roth Gesellschaft (Wien), der Universität Paris-Sorbonne (Forschungsgruppe EA 3556 REIGENN sowie Institut für Germanistik und Nordistik), dem Österreichischen Kulturforum undder Kulturabteilung der Deutschen Botschaft.

 

Erwähnt man den Namen des Schriftstellers Joseph Roth, so drängen sich sofort die Namen von zahlreichen städtischen Zentren auf, mit denen sein Lebensweg, seine Reisen durch Europa und sein journalistisches wie schriftstellerisches Schaffen verbunden sind. Dabei mag es sich sowohl um kleine Städte wie Brody, wo der Autor heranwuchs, um Städte mittlerer Größe, wie Magdeburg, Avignon, Sarajewo, Tirana, oder um Metropolen wie Moskau, Wien, Berlin oder Paris handeln. In den Romanen und Erzählungen begegnen zahlreiche Evokationen von Städten, wobei es sich auch um imaginierte, nicht real erlebte Orte handeln mag (man denke etwa an New York im Roman Hiob). Vor allem das journalistische Werk enthält eine große Zahl von Artikeln, Essays und Feuilletons über Städte, Gesamtansichten oder die verschiedensten Details, alles Näherungen an die Essenz der ‚Stadt‘.

Das Reisen ist für Roth eine Schule des Sehens gewesen, ihm lag es immer daran, die besondere Physiognomie der besuchten städtischen Zentren zu beschreiben und kritisch zu analysieren, er war immer für die verschiedensten Formen des sozialen und kulturellen Lebens der Menschen in den Städten aufmerksam. Der Journalist Roth mit der spezifischen Aufgabe des Reiseberichterstatters beschreibt, wo immer er hinkommt, soziale Gegebenheiten mit den Augen des Fremden, von außen Kommenden, und zugleich des Wissenden, Erfahrenen, Vergleichenden. Ob er als Galizianer in Wien, als Österreicher in Berlin für eine Frankfurter überregionale Zeitung, als Weltmann und fasziniert vom französischen Naturell im Gegensatz zum der ihm immer unheil- und verhängnisvoller sich offenbarenden deutschen Entwicklung, oder als gezielt nach dem Neuen Suchender über die Sowjetunion schreibt – stets sind es wohl nuancierte Stadt- und Lebensbilder, mit viel Sympathie für die Lebensumstände der einfachen Menschen – um im Bild des Reisenden zu bleiben: nicht für die Hotelgäste, sondern für die dort Arbeitenden.

Die Pariser Veranstaltung möchte sich folgenden Fragen widmen: Was macht das Besondere an Joseph Roths Blickwinkel, seiner Sicht- und Beschreibungsweise aus, wie mischt er subjektives Erleben mit sachlicher Information in den Städtefeuilletons? Wie verschränkt sich Phänomenologisches mit Analytischem? Welche Rolle spielen in den Romanen und Erzählungen das Umfeld und die Erscheinungsweise der Kleinstadt, der Großstadt bzw. der Metropole? Wie und wo entsteht im erzählerischen Werk eine regelrechte Poetik der Stadt? Was sind deren stilistische wie thematische Merkmale? Inwiefern verbindet sich im journalistischen wie im erzählerischen Werk Joseph Roths die Gestaltung von Städtebildern mit Elementen einer Diagnose der Moderne und einer Gesellschaftskritik?

Wissenschaftliche Koordination:
Heinz Lunzer, Victoria Lunzer-Talos, Stéphane Pesnel, Erika Tunner

Programm:

Donnerstag 29. Mai 2014 – Nachmittag

15h30 Uhr: Die Internationale Joseph Roth Gesellschaft trifft sich am Grab von Joseph Roth, der vor 75 Jahren in Paris gestorben ist, am Friedhof von Thiais. Es werden ausgewählte Nachrufe vorgetragen.
Treffpunkt um 15:15 Uhr beim Eingang des Friedhofs.

Freitag 30. Mai 2014 – Vormittag

10:00-11:30 Uhr: Literarischer Spaziergang auf den Spuren von Joseph Roth rund um Odéon und das Palais du Luxembourg sowie in der rue de Tournon, mit Heinz LUNZER und Victoria LUNZER-TALOS.
Treffpunkt um 10:00 Uhr vor dem Théâtre de l’Odéon

11:30-13:00 Uhr: Gelegenheit zu einer Einkehr im Café Tournon oder einem anderen Lokal in der Nähe, Reservierung (zum Reservieren bitte bis 5. Mai anmelden*)

Freitag
30. Mai 2014 – Nachmittag und Abend
(Maison Heinrich Heine, CIUP, 27c bd Jourdan, Paris 14e)

14:00-14:30 Uhr: Eintreffen der Teilnehmer und Begrüßung

14:30-15:15 Uhr: Lukas WALTL
(Graz) : Die « große Vermessenheit, Städte beschreiben zu wollen ». Ambivalenzen in Joseph Roths fiktionalen und journalistischen Städtebildern

15:15-16:00 Uhr: Alexis TAUTOU
(Tours) : Zwischen Dichtung und Wahrheit. Zur Untersuchung der literarischen und journalistischen Stadtdarstellung im Roman Die Flucht ohne Ende (1927) und in Joseph Roths Artikeln aus den Jahren 1926-1927

16:00-16:30 Uhr: Pause im Café des Heine-Hauses

16:30-17:15 Uhr: Sonia SCHOTT
(Toulouse) : New York als imaginiertes Städtebild in Joseph Roths Hiob. Roman eines einfachen Mannes. Eine geokritische Annäherung

17:15-18:00 Uhr: Heinz LUNZER
(Wien) : « Wenn ich der Papst wäre ... » Joseph Roths Texte über Avignon und ihre mediale Verwertung

18:00-19:30 Uhr: Gesellige Pause rund um ein Buffet im Heine-Haus (18 E pro Person)

19:30-21:00 : «
Les villes de Joseph Roth, un parcours littéraire ». Présentation de textes traduits en français par des étudiants de la Sorbonne et lus par des membres de l’atelier « Sorbonne sonore ».
Studierende der Sorbonne tragen ihre Roth-Übersetzungen vor.


Samstag 31. Mai 2014 – Vormittag
(Maison Heinrich Heine, CIUP, 27c bd Jourdan, Paris 14e)

09:30-10:15 Uhr: Katharina KRCAL
(Wien) : Stadtdarstellungen bei Siegfried Kracauer und Joseph Roth im Vergleich

10:15-11:00 Uhr: Stéphane RILLING
(Paris) : Polnische Städtebilder in Joseph Roths erzählerischem und journalistischem Werk

11:00-11:30 Uhr: Pause im Café

11:30-12:15 Uhr: Stéphane PESNEL
(Paris) : Pariser Impressionen.

Die französische Metropole in Joseph Roths Feuilletons

12:15-13:00 Uhr: Rainer-Joachim SIEGEL
(Leipzig) / Fritz HACKERT (Tübingen) : « … immerhin ein Sozialismus, ein Nationalsozialismus eben ». Juden auf Wanderschaft, Joseph Roths Korrekturen und Ergänzungen für eine geplante zweite Auflage

13:00-14:30 Uhr: Mittagessen für die Vortragenden und die Mitglieder der Internationalen Joseph Roth Gesellschaft (zum Reservieren bitte bis 5. Mai anmelden*)


Samstag 31. Mai 2014 – Nachmittag

15:30-18:30 Uhr: Literarischer Spaziergang auf der rechten Seine-Seite, auf den Spuren von Joseph Roth und Heinrich Heine, mit Stéphane PESNEL

Treffpunkt um 15:30 Uhr beim Ausgang der Métro-Station Rome (Linie 2), auf dem Strassenniveau

*Anmeldung bitte per mail bei heinz.lunzer(at)yahoo.de

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